1817 - 1872

 

 

 

19. Jun

1811

Friedrich Ludwig Jahn eröffnet in der Berliner Hasenheide den ersten deutschen Turnplatz.Unter Turnen versteht er die Gesamtheit aller Leibesübungen, also auch die Leichtathletik, die er volkstümliches Turnen nennt. Der heutige Begriff des Turnens hat sich erst nach der Abnabelung der Leichtathletik hin zum Geräteturnen weiterentwickelt. Der Anlaß für das Entstehen des Turnens ist Jahns Wunsch, sein Vaterland von der Fremdherrschaft der napoleonischen Besatzung zu befreien. Mit der Leibesertüchtigung will Jahn die notwendige Wehrhaftigkeit der Jugend erreichen.

 

 

 

August

1817

Mit Hilfe des Kölner Regierungsassessors Jungnickel, der bei Friedrich Ludwig Jahn auf der Berliner Hasenheide das Turnen gelernt hat, gründen interessierte Bürger in Bonn, Siegburg und Königswinter Turngemeinden. Auf der Hofgartenwiese vor der Kurkölnischen Akademie Bonn, die am 18.10.1818 zur Universität Bonn aufgewertet wird, läßt er unter Mitwirkung von Ernst Moritz Arndt einen Turnplatz errichten. Unter den Schülern des Königlichen Gymnasiums und den Studenten bildet sich eine Turngemeinde, der ab 1819 auch der 21jährige Dichter Hoffmann von Fallersleben angehört.

Sommer

1817

Die Turngemeinde in Siegburg trifft sich auf der großen Wiese neben dem späteren Lokal "Herrengarten". 1817 heißt das Lokal noch "Kaiserhof" und befindet sich auf dem Areal des heutigen Finanzamts direkt am Michaelsberg. Neben Reck, Barren und Klettergerüst enthält der Turnplatz analog der Berliner Hasenheide auch Sprungmöglichkeiten für Hoch- und Stabhochsprung und eine Schlängelbahn zum Laufen. Tatkräftige Unterstützung erfährt Jungnickel überraschenderweise von Vikar BALDSIEFEN.

Sommer

1817

Den Platz vor der Chorruine Heisterbach hält Jungnickel für ideal, von Königswinter aus ist er zu Fuß in 1/2 Stunde zu erreichen. Für über 100 Jahre wird dieses Areal immer wieder Schauplatz von Gau- und Kreis-Turnfesten sein. Königswinter hat er deshalb ausgesucht, weil dort der Elementarlehrer Max Aloys ODENTHAL unabhängig von Jahns Idealen seine Zöglinge seit vielen Jahren durch Turnen und Gymnastik zu "wahren Patrioten" heranbilden will.

 

 

 

09.Mrz.

1818

Das Regierungsamtsblatt veröffentlicht zum Turnbetrieb folgende Verordnung : "Die Turnanstalten stehen der gesamten männlichen Jugend des Ortes unentgeltlich offen. Jeder Turner ist gehalten, an sämtlichen Turnübungen ohne Unterschied teilzunehmen. Schulen müssen den Mittwoch und Samstag Nachmittag freihalten, damit ihre Schüler an den Turnübungen teilnehmen können." Den gesamten Text findet man im Bonner Wochenblatt vom 29.03.1818.

30.Mrz.

1818

Etwa 60 Turner aus Cöln, Coblenz und Düsseldorf werden nach Bonn eingeladen, um an Turnspielen teilzunehmen. Einquartiert werden sie bei den Bönnschen Turnern.

31.Mrz.

1818

Unter Leitung von cand. jur. Baumeister wird vom 31.3. bis 18.10. mittwochs und samstags auf der Bonner Hofgartenwiese geturnt. Dr. Ruckstuhl, Lehrer am Königlichen Gymnasium (heute Beethoven-Gymnasium) , veröffentlicht im Jahresbericht der Schule einen Artikel über das Treiben auf dem Turnplatz.

18.Okt.

1818

Bei Anwesenheit vieler auswärtiger Turner veranstaltet die Turngemeinde Königswinter vor der Chorruine Heisterbach 1 Jahr nach Gründung des Turnplatzes ein "Turnfest" als Gedenkfeier an die Völkerschlacht von Leipzig. Volkstümliche Übungen werden zwar gemeinschaftlich geturnt, aber kein Wettkampf durchgeführt. Weil auch zeitkritische Reden gehalten werden, geraten die Turner in die Schußlinie der Politik.

 

 

 

 

1819

Wegen dieser politischen Einmischung werden weitere Turnfeste verboten. Trotzdem wagen es die Bonner Turner, u.a. mit den studentischen Burschenschaftlern Heinrich Heine, dessen Großmutter aus der Holzgasse in Siegburg stammt,  und Hoffmann von Fallersleben sowie dem Professor Ernst-Moritz Arndt, eine gleiche Gedenkfeier auf dem Kreuzberg zu wiederholen.

23. Mrz

1819

Der preußische König Friedrich Wilhelm III. läßt das von Friedrich Ludwig JAHN eingeführte öffentliche Turnen, das neben Geräteübungen schon von Anfang an auch Laufen, Werfen und Springen enthält, als "politisch suspekt" in ganz Preußen verbieten und läßt die entstandenen Turnplätze schließen. Das Rheinland war seit dem 5. April 1815 preußisch. Anlaß für die Turnsperre war die Ermordung des russischen Staatsrats und Schriftstellers August von Kotzebue, eines Gegners der Jahn'schen Ideale, durch den Turner und Burschenschaftler Karl Ludwig Sand. Die Turnbewegung strebte neben körperlicher Ertüchtigung auch einen deutschen Nationalstaat an und galt dem König folglich als staatsfeindlich.

19.Okt.

1819

Trotz des Verbotes wagen es die Bonner Turner, u.a. mit den studentischen Burschenschaftlern Heinrich Heine, dessen Großmutter aus der Holzgasse in Siegburg stammt,  und Hoffmann von Fallersleben sowie dem Professor Ernst-Moritz Arndt, eine gleiche Gedenkfeier auf dem Kreuzberg zu wiederholen.

25.Okt.

1819

In Siegburg läßt der Polizeisergeant ZOTTMANN alle Spielgeräte beschlagnahmen und die Spiele "pflichtgemäß nach allerhöchsten Bestimmungen" einstellen.

 

 

 

10. Nov

1820

Der Hochschullehrer und Dichter Ernst Moritz ARNDT setzt mit seinen Bonner Studenten in seinem Garten heimlich das Turnen fort und darf wegen seines Engagements für das Turnen bis 1840 nicht mehr an der Universität Bonn lehren.

 

 

 

02.Dez.

1824

Laufen ist noch ein Beruf. Der Schnellläufer Valentin Göhring kündigt per Anzeige im Bonner Wochenblatt an, die Strecke vom Kölntor nach Hersel und zurück in 29 min zurücklegen zu wollen. Das sind geschätzte 8,5 km.

 

 

 

 

1825

GOETHE äußert sich über die Turnsperre :"Ich bin den deutschen Turnübungen durchaus nicht abgeneigt. Umso mehr hat es mir leid getan, daß sich sehr bald allerlei einschlich, so daß sich die Behörden genötigt sahen, sie zu beschränken oder gar zu verbieten... Aber ich hoffe, daß man die Turnanstalten wiederherstelle, denn unserer deutschen Jugend, der bei dem vielen geistlichen Treiben alles körperliche Gleichgewicht fehlt, bedarf es jeder nötigen Tatkraft."

 

 

 

21.Jan.

1834

Dem Bonner Fechtlehrer SEGERS wird erlaubt, einen Raum für gymnastische Übungen einzurichten, jedoch wird ihm gleichzeitig verboten, die Jahnschen Übungsbenennungen anzuwenden. Trotzdem scheint das die Grundlage fürs Hallenturnen zu sein.

 

 

 

05.Sep.

1841

Die Lockerung der Turnsperre führt dazu, daß Turner der Turngemeinde Frankfurt erstmals einen Vergleichskampf gegen Turner aus Hanau durchführen. Der Erfolg ist so groß, daß der Wunsch aufkommt, zukünftig jedes Jahr ein Turnfest mit Vergleichskämpfen auch gegen auswärtige Turner durchzuführen. Es ist die Geburtsstunde der Sportfeste.

 

 

 

06.Jun.

1842

Erst mit Amtsantritt des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV wird die Turnsperre durch Kabinettsorder wieder aufgehoben. Die Leibesübungen werden als ein "notwendiger und unentbehrlicher Bestandteil der männlichen Erziehung" anerkannt und der Turnunterricht an preußischen Schulen eingeführt, zunächst aber nur freiwillig.

29.Jun.

1842

Anläßlich des Schützenfestes zur Feier der Einweihung des Bonner Schützenhauses werden Hochsprünge in einen Korb als Volksbelustigung angeboten.

19.Okt.

1842

Erneute Öffnung eines Cursus für gymnasitische Übungen durch den Universitäts-Fecht-lehrer Segers.

 

 

 

02.Okt.

1843

Nach Aufhebung der Turnsperre leben auch die 1819 verbotenen Turngemeinden wieder auf, die ihre Tätigkeit zumeist heimlich in abgeschlossenen Räumen fortgesetzt hatten. In Hanau findet z.B. ein Turnfest statt, an dem sich auch einige Siegburger Bürger beteiligen. Den Abschluß bildet ein Schlängellauf von allen Turnern. Dabei sind die Regeln fest vorgeschrieben, die Hände müssen mit Daumen nach hinten in die Hüften gestützt werden. Dieses Stillaufen in Schlangenlinien hat noch nichts mit unserer heutigen Ausdauersportart zu tun.

 

 

 

15.Feb.

1844

Eröffnung der Bahnstrecke Köln - Bonn mit täglich 6 Zügen. Der 2 Tage vorher eingeweihte Bahnhof steht auf dem Mülheimer Feld an der Poppelsdorfer Allee.

Mrz.

1844

Da im ganzen Rheinland Turnlehrer fehlen, kommt der Kölner Turnlehrer Karl EULER an 2 Tagen in der Woche nach Bonn, um an der Uni den Turnbetrieb zu leiten.

Sep.

1844

Im Wintersemester 1844/45 erhält die Uni Bonn wieder eine Turn-Anstalt. Der vormalige Buchdruckereisaal der Uni wird als Turnsaal hergerichtet, die Hofgartenwiese darf wieder für Freiübungen genutzt werden.

 

 

 

12.Mrz.

1847

Der von englischen Studenten gegründete Bonner Cricket-Club sucht in der Nähe von Bonn eine große Wiese zu pachten.

23. Mai

1847

Bonner Bürger haben als 4. Verein in der Rheinprovinz den Akademischen Turnverein gegründet. Erstmals wird berichtet, daß dieser sich an einer zweitägigen Turnfahrt nach Bingen beteiligt. Die einzige Möglichkeit, nach Bingen zu gelangen, besteht per Schiff. Eine Eisenbahnverbindung besteht seit 1844 nur zwischen Köln und Bonn, erst 1858 kommt die Verbindung bis Koblenz zustande.

    Aug.

1847

Der KT 43 Köln als "Vorort" des neu gegründeten Mittelrhein-Bezirks-Vereins führt in Heisterbach auf dem Platz vor der Klosterruine ein Bezirksvereins-Turnfest durch.

 

 

 

    Mrz.

1848

An der Märzrevolution in Deutschland mit dem Ziel einer demokratischen Verfassung beteiligen sich auch zahlreiche Turner. Auch in Siegburg haben deren Grundgedanken zur Gründung eines Turnvereins geführt, der aber schon 1850 wie auch der ATV Bonn nach dem Scheitern der Revolution und nach Auflösen der verfassungsgebenden Nationalversammlung wieder aufgelöst werden muss. Viele Turner emigrieren daraufhin nach Amerika, wo sie für ihre demokratischen Ideen bessere Bedingungen erwarten.

    Sep.

1848

Infolge der politischen Wirren darf der ATV Bonn sein Schauturnen anläßlich des ersten Jahrestags der Vereinsgründung nicht auf seinem Turnplatz an der alten Gasfabrik abhalten, sondern muß zum "Heideweg" in Endenich ziehen.

 

 

 

08.Apr.

1849

Die Turnlehrerin Caroline Raenftle gibt über das Bonner Wochenblatt bekannt, ab Mai Turnkurse für Mädchen abhalten zu wollen.

02.Sep.

1849

Der Kölner Turnverein KT 1843 hält in Heisterbach ein Turnfest mit volkstümlichen Übungen ab, nachweislich der erste Leichtathletik-Wettkampf eines Kreisvereins. Die im Kreis vorhandenen Turngemeinden waren noch keine Vereine, sie führten aber Buch über die Teilnahme der Mitglieder an den Turnveranstaltungen.

 

 

 

15.Apr.

1851

Das Bonner Wochenblatt teilt mit, dass Baron von Oestringhausen die Strecke vom Bonner Rathaus nach Godesberg und zurück auf bloßen Füßen in 1 Std. 18 min und 2 sec zurückgelegt hat.

18.Jun.

1851

Beim Bonner Turnverein und vielen anderen Vereinen des Rheinlands werden aufgrund verdächtiger Tendenzen auf ministerielle Anweisung hin Haussuchungen abgehalten. Wegen des Besitzes turnerischer Lieder, die damals zu den aufrührerischsten Produkten zählten, wird den Vereinen verboten, Lehrlinge (also Jugendliche) aufzunehmen. Alle Versammlungen, also auch die Sporttreffen, müssen behördlich genehmigt werden.

22.Jun.

1851

Der Akademische Turnverein Bonn führt in Endenich das "Erste Bönn'sche Turnfest" mit Schauturnen durch.

 

 

 

22.Feb.

1852

Der Bonner Turnverein wird gerichtlich aufgelöst. Die Beschuldigung lautet auf "politi-sche Tendenz und Verbindung mit anderen Vereinen zu gemeinsamen Zwecken."

 

 

 

29.Jun.

1859

Der Bonner Bürger A.M.W. sucht über eine Zeitungs-Annonce ein Turngerüst zu kaufen. Damit zeigen sich erste Tendenzen zur erneuten Gründung eines Turnvereins.

 

 

 

14.Apr.

1860

In der Bonner Zeitung erscheint folgende anonyme Annonce : "TURNVERSAMMLUNG, Sonntag den 15. April, nachmittags punkt 2 Uhr, bei Herrn Braun hinterm Hofgarten, wozu alle Turner und Turnfreunde eingeladen sind. Mehrere Turner"

07. Mai

1860

Erneute Gründung des Bonner Turnvereins im Garten des Herrn Cremer, Kölner Chausse 9 und 10, heutige Kölnstraße, als erstem Sportverein des Kreises Bonn, initiiert durch die Herren GEORGI und KALLENBERG. Der Monatsbeitrag beträgt 5 Silbergroschen. Der Verein kann schon am 16. Juni zwei Turner zum 1. deutschen Turnfest nach Coburg schicken. Dort mißt man sich in einem gemischten Mehrkampf aus Geräteturnen und Leichtathletik. Die Regeln muten uns heute fremd an, beim Weitsprung z.B. sind 3 Sprünge erlaubt, nur der letzte wird gewertet.

 

1860

Das Fach "Leibesübungen" wird Pflichtfach für Jungen an preußischen Gymnasien, die Volksschulen folgen 1862, die Mädchenschulen erst 1894.

 

 

 

26. Mai

1861

Auf dem neben dem Knabengarten gelegenen Turnplatz veranstaltet der Bonner TV zum ersten Mal ein Schauturnen.

19.Jun.

1861

Aus Anlaß der 50-Jahrfeier der Eröffnung der Berliner Hasenheide wird ein Denkmal zu Ehren Jahns mit Gedenksteinen aus ganz Deutschland gebaut. Aus Bonn stammt die Türschwelle des Hauses von Ernst Moritz Arndt.

 

 

 

 

1862

Der Franzose Adolphe Nicole erfindet die Stoppuhr. Sie ist aber in den Anfangsjahren viel zu teuer, so daß die Zeitmessung bis etwa 1890 mit normalen Taschenuhren in ganzen Sekunden für den Sieger erfolgt. Die Plazierten werden aus dem Abstand geschätzt.

14.Jul.

1862

42 Siegburger Bürger gründen den Siegburger TV, den ersten Sportverein des Siegkreises, im legendären "Herrengarten". Mitbegründer ist der spätere Fabrikant Robert Weber, der schon 2 Jahre vorher als Student Mitbegründer des Bonner TV war und jetzt nach Siegburg umgezogen ist. In den 2 Jahren seit Gründung des Bonner TV sind in Deutschland 1050 neue Turnvereine gegründet worden. Siegburg hat 1862 4.100 Einwohner. Seit 3 Jahren besteht eine Eisenbahnverbindung zwischen Deutz und Gießen mit Haltepunkt in Siegburg.

 

 

 

4.Jun.

1862

Der Bonner Cricket-Club veranstaltet auf seiner Wiese in Endenich ein Sportfest nach englischem Muster mit einem Wettlauf über 150 Schritt (113 m), einem Lauf rund um die Wiese über 600 Schritt (452 m), Weitsprung, Hochsprung und einem Hindernislauf mit rechtwinkligem Knick über 300 Schritt (226 m)..

24.Sep.

1862

Robert Weber ist der erste Siegburger Turner, der als 2. der Gesamtwertung des Emser Turnfestes einen Siegerkranz erhält. Herr Wallwitz (BTV) belegt den 4. Platz.

20.Nov.

1862

2. Sportfest des Bonner Cricket-Club, neu dabei ist ein Lauf über 2 englische Meilen.

 

 

 

   Mai

1863

Der erste Troisdorfer Turnverein entsteht in Friedrich-Wilhelms-Hütte für die Arbeiter der Mannstaedt-Werke, beendet sein Wirken aber mangels Nachfrage schon 2 Jahre später wieder.

28.Jun.

1863

Mit einem großen Schauturnen unter Anwesenheit von über 400 Turnern aus 15 Vereinen weiht der Bonner Turnverein seine von den Damen Bonns gespendete Fahne ein.

12.Jul.

1863

Auch der Siegburger TV feiert mit einem großen Schauturnen seine Fahnenweihe. Am 13. fahren alle Gäste nach Blankenberg und veranstalten auch dort ein Schauturnen.

05.Aug.

1863

Der Bonner TV ist der 1. Verein, der mit seinen Turnern eine freiwillige Feuerwehr gründet. Als 1. Turnwart wird Albert BACHEM angegeben.

07.Dez.

1863

Außerdem wird aufgrund eines Aufrufs der deutschen Volksvertreter, sich wegen des bevorstehenden deutsch-dänischen Krieges in allen Vorbereitungen des Kriegsdienstes zu üben, eine Wehrriege gegründet. Seitdem ist das vordringliche Streben der Turnvereine, möglichst viele junge Männer kriegstauglich zu machen.

 

 

 

08.Jan.

1864

Die Besitzerin des Gasthofs "Herrengarten", die Witwe Heller, hat das Festzelt vom 1. Stiftungsfest des Siegburger TV mit Mauern umgeben und mit einem Dach versehen lassen. Die erste Turnhalle des Kreises ist entstanden, die aber ab und zu auch als Festsaal genutzt wird.

   Mai

1864

Der Siegburger TV erwirbt für 2 Taler von der Stadt 3 ausrangierte Petroleum-Laternen, mit denen der Turnplatz abends ausgeleuchtet werden kann.

11.Jul.

1864

Auf dem Schützenplatz in Eitorf veranstaltet der Siegburger TV am Ende einer Turnfahrt ein Turnfest mit volkstümlichen Übungen und wirbt dadurch für die "Turnsache".

14.Aug.

1864

Auf dem Plateau des Petersbergs führt der Bonner TV den Verbands-Turntag durch. Der Wettkampf besteht aus Wettlauf, Hochsprung und Ringen.

 

1864

Bei diesem 2. Turntag in Bonn versuchen die Bonner Turner zum ersten Mal, einen Gauverband zu gründen, können sich aber nicht mit den Turngenossen aus Köln, Siegburg und Neuwied einigen.

 

 

 

04.Jun.

1865

Laufen ist noch keine Freizeitbeschäftigung, sondern ein Beruf. Bis zu 200 km am Tag konnte ein Berufsläufer zurücklegen. Um bekannt zu werden, schaltet ein Berufsläufer die folgende Anzeige in der Bonner Zeitung : "Sonntag, den 4. Juni, nachmittags 4 1/2 Uhr, werde ich von Godesberg vom Hotel Blinzler nach Bonn in 60 min hin- und zurücklaufen. Das hochgeehrte Publikum lade ich höflichst dazu ein und bitte um zahlreichen Besuch. Fridolin Landstein, Schnellläufer". Für die damalige Zeit ist das ein Großereignis. Für die 14,4 km lange Strecke bedeutet das eine 10 km-Zwischenzeit von 41:40 min.

10.Jun.

1865

Per Anzeige im Siegburger Kreisblatt teilt der Siegburger TV mit, daß die Turn-Übungen jeden Dienstag und Freitag abends 8 Uhr auf dem Sommerturnplatz stattfinden.

28.Jun.

1865

Ab diesem Tag erscheint bis zur Abhaltung des Siegburger Turnfestes am 10.7. in jeder Ausgabe des Siegburger Kreisblattes eine Anzeige mit dem Programm und eine Bitte um Schmücken der Häuser und Bereitstellen von Frei-Logis-Plätzen für die auswärtigen Turner, nach dem Turnfest aber gibt es wie damals üblich keinen Bericht über das Fest.

 

 

 

22.Jun.

1867

Wegen des Rückgangs der Mitgliederzahl im Bonner Turnverein nach Beendigung des Krieges gegen Österreich macht der Vorstand des BTV an den Kriegsminister eine Eingabe, in der er vorschlägt, jungen Männern einen Teil der allgemeinen Wehrpflicht zu erlassen, wenn sie einem Turnverein beitreten. Grund : Der Drill in einem Turnverein würde ja einen Teil der militärischen Ausbildung ersetzen. Der Vorschlag wird abgelehnt.

01.Sep.

1867

Zum ersten Mal veranstaltet der Bonner TV auf der Casselsruh ein Schauturnen mit volkstümlichen Übungen, an das sich ein großer Ball anschließt. Zu der Veranstaltung wurden die Bonner 1 Tag vorher per Zeitungs-Anzeige eingeladen.

 

 

 

17.Jul.

1868

Der preußische Minister für geistliche Angelegenheiten beauftragt den Bonner Gymnasiallehrer Josef KÜPPERS (Bonner TV), sich bis zum 1.10. an den Hannoverschen Gymnasien Stand und Betrieb des Turnwesens anzusehen. Das preußische Schulwesen förderte verstärkt das schwedische Turnen, das in Hannover bevorzugt wurde und bei dem Barren und Reck abgeschafft waren, und nicht die Jahn'schen Massenturnübungen.

 

 

 

28.Jun.

1869

Am Rheinisch-Westfälischen Turnfest in Aachen beteiligt sich der Bonner TV mit 17 Turnern. Die Siegerzeit über 460 Fuß (= 180 m) beträgt 26 sec, die Siegerleistung im Hochsprung 58,5 Zoll (= 1,52 m), die Siegerleistung im Weitsprung 17,5 Fuß(= 5,42 m). Kein Bonner ist unter den ersten Dreien. Die öffentliche Begeisterung fürs Turnen ist derart groß, daß die Eisenbahn-Fahrkarten an die Turner für den halben Preis verkauft werden.

 

 

 

17.Jul.

1870

2 Tage vor der Kriegserklärung Napoleons III. an Preußen führt Herr SCHALL, der Turnwart des Bonner TV, einem staunenden Publikum auf dem Turnplatz an der Poppelsdorfer Allee ein Schauturnen mit volkstümlichen Übungen seiner Zöglinge vor.

27.Jul.

1870

Der Bonner Turnverein ruft seine nicht eingezogenen Mitglieder auf, ein "Freiwilligen-Sanitäts-Corps" zu bilden, das sich zur Unterstützung der Armee anbietet, und fordert die Turnvereine der Umgegend auf, sich ihnen anzuschließen. 56 Turner und Studenten folgen dem Aufruf.

 

 

 

24. Mai

1871

2 Wochen nach Ende des Krieges beschließt das unter dem Namen "Nothelfer auf dem Schlachtfeld" agierende Sanitäts-Corps des Bonner Turnvereins, auch im Frieden fortzubestehen.

08.Aug.

1871

Der Präsident des Bonner Turnvereins Robert WEBER erhält für die Abteilungsführung der freiwilligen Nothelfer in der Schlacht bei Gravelotte das Eiserne Kreuz.

24.Aug.

1871

Die Mess-Systeme werden vereinheitlicht und auf Meter umgestellt. Bis 1870 gab es in den deutschen Landen 14 verschiedene Maßeinheiten. Z.B. bedeuteten 333 Fuß in Bonn 107 m, in Darmstadt nur 87 m. Dadurch gab es bis 1870 in den Läufen auch keine vergleichbaren Streckenlängen. Leider halten viele Regionen weiterhin am Messen in Fuß und Zoll fest.

01.Sep.

1871

Nach dem Krieg hat der Siegburger TV nur noch 20 aktive Mitglieder. Trotzdem empfangen diese in der Turnhalle am Herrengarten den Bonner TV zu einem Vergleichskampf und lösen Neidgefühle aus, weil es in Bonn immer noch keine Turnhalle gibt. Der Weg um Mitternacht zurück nach Bonn erfolgt natürlich zu Fuß.

 

 

 

03.Aug.

1872

1 Jahr nach Ende des deutsch-französischen Kriegs ist Bonn Austragungsort des 4. Deutschen Turnfestes für 3.700 nur männliche Teilnehmer auf dem eigens dafür gebauten Turnplatz auf dem Venusberg. Obwohl der Bonner TV damals nur 113 Mitglieder hat, konnte er zur Übernahme des Turnfests überredet werden. Neu für Deutschland ist eine Zeltstadt von 330 Zelten für je 10 Turner auf dem Exerzierplatz vor dem Kölntor.

05.Aug.

1872

Zu Fuß geht es vom Zeltplatz am Kölntor (heute Wilhelmsplatz) zum Turnplatz auf der Kessenicher Höhe. Beim volkstümlichen Turnen sollen Hochsprung vom Brett (Minimum 50 Zoll = 1,31m), Sprint über 574 rheinische Fuß (180 m), Weitsprung, Steinstoßen (Minimum 12 Fuß = 3,77m) und Ringen in Form eines Mehrkampfes zur Austragung kommen. Es gießt in Bonn in Strömen, so daß kurz nach Beginn des Hochsprungs der Wettkampf abgebrochen werden muß.

06.Aug.

1872

Er wird am nächsten Tag nach einem Ausflug ins Siebengebirge trotz üppigen Weingenusses auf der Festwiese vor der Ruine  Heisterbach nachgeholt.  Auch ein Bonner Turner ist einer der mit einem Eichenkranz ausgezeichneten ersten Drei. Dies ist nachweislich der erste Leichtathletik-Wettkampf mit meßbaren Ergebnissen im Siegkreis.

23.Aug.

1872

Die zum deutschen Turnfest neu angeschafften Geräte werden vom Bonner TV in einem Inserat des General-Anzeigers zum Verkauf angeboten, z.B. Hochsprungständer unter dem Namen "Freispringel mit Seil und Sprungbrett" für 3 Taler 10 Silbergroschen. Das ist mehr als der Wochenlohn eines Handwerkers.

 

 

 

 

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Leichtathletik in Bonn und Rhein-Sieg-Kreis